Ob der Tacho wirklich richtig steht, seht ihr, wenn das Licht angeht!
Monatsgrüße 08/2025
„Ordnung ist die Verbindung des Vielen nach einer Regel“.
Immanuel Kant wusste schon vor über 200 Jahren, was wir heute als überbordende Bürokratie empfinden: Unser Leben ist durchzogen von Vorschriften und Regelungen, um einen (zumindest in der Theorie erdachten) vernünftigen gesellschaftlichen Umgang im alltäglichen Ablauf zu ermöglichen. Es ist daher ja eigentlich ganz einfach: halte dich daran und du tust dir und anderen einen Gefallen. Wenn nicht, greifen andere Maßnahmen, die das dann regeln.
Eine solche Maßnahme sorgte jüngst für Gesprächsstoff – hat die Stadt Leipzig doch kurzerhand Anfang Juli die Kreuzung Zweinaundorfer Str./Sommerfelder Str. mit einer modernen Blitzersäule zur Geschwindigkeits- und Rotlichtüberwachung versehen. Dass das nicht jeder gut findet, kann man u.a. in den Kommentarspalten der örtlichen sozialer Medien studieren. Manche ablehnende Haltung beanspruchte sogar gleich einen Tag nach „Indienststellung“ eine farbliche Neugestaltung des Corpus delicti, was hier allerdings im allg. Behördensprech bereits dem Vorwurf des Vandalismus unterliegt.
Tatsächlich heiligt längst nicht jeder Zweck die Mittel. Mitunter sollte man bei all dem aufgekommenen Gegenswind auch den Anfang der Geschichte kennen, denn das Thema Verkehr ist seit jeher ein Problem in

und für Mölkau – auch wenn das Mancher vielleicht aufgrund der eigenen Wohnlage nicht sofort erkennen mag. Ob der endlose Durchgangsverkehr, die zugeparkten Querstraßen mit PKW der Steinel- und Davaso-Mitarbeiter oder die Missachtung der 30er Zonen in den Wohngebieten oder der Fußgängerampeln wie bspw. jene „An den Platanen“. Regelmäßig gibt es Beschwerden von betroffenen Anwohnern. Der Ortschaftsrat ist außerdem in ständigem Kontakt mit der Stadt Leipzig, um zukünftig städtische Konzepte wie Lärmaktionsplan (LAP), Stadtentwicklungspläne (STEP, INSEK) oder Mittlerer Ring dahingehend zu beeinflussen. Gemeinsam mit dem Verein Initiative pro Mölkau, der in der Vergangenheit sogar mit Demonstrationen auf den stark frequentierten Straßen dessen endlosen Verkehr in den Fokus rückte. Und all das am Ende doch nur, um ein zufriedenstellendes Wohnumfeld für alles Mölkauer Einwohner zu schaffen, in dem wir und unsere Kinder gut und sicher leben.
Speziell für die Fortschreibung des LAP gab es sogar einen Aufruf zur Öffentlichkeitsbeteiligung, bei der Vorschläge und Hinweise zu verkehrlichen Problemstellen durch die Einwohner eingereicht werden konnten.
Wie so oft bei solchen Verfahren hält sich die Resonanz der Bevölkerung allerdings in Grenzen. Gemeckert wird bekanntermaßen wie immer viel, aber wenn es darum geht, Abhilfe zu schaffen oder es zumindest dahingehend zu versuchen, treten die größten Nörgler schnell in die zweite Reihe.
Insgesamt haben gerade einmal 328 Personen an der frühzeitigen Beteiligung zum LAP
teilgenommen, 234 Personen bewerteten bestehende Maßnahmen. Das sind nicht einmal 0,1% der Leipziger Bevölkerung. Doch darunter waren dann immerhin auch 9 Mölkauer.
Das könnte man nun müde belächeln, doch haben deren Einreichungen es immerhin geschafft, auf den entsprechenden Schreibtischen zu landen.
Um es gleich vorwegzunehmen: die Mehrzahl der Vorschläge fand keine Berücksichtigung, obwohl sie durchaus plausibel und zweckdienlich scheinen.
Den Durchfahrtsverkehr in Mölkau auf den Haupttrassen zu reduzieren, in dem die Ausschilderung zur A14 und A 38 (via Ortsdurchfahrt Mölkau) geändert und die Sperrung der Geithainer Straße (Geithainer Brücke) durch zeitnahe Maßnahmen aufgehoben wird, fiel ebenso darunter wie der Wunsch nach einem Ausbau der Straßen mit Rad- und Fußwegen oder generell nach mehr Radwegen und Fußgängerquerungen.
Das zur Beteiligung aufrufende Amt für Umweltschutz (Dezernat Umwelt, Klima, Ordnung und Sport) kommentierte diese Vorschläge übrigens damit, dass die durch den Ortsteil Mölkau führenden Straßen keine Lärmbrennpunkte darstellen – gleichwohl mehr als 20T Fahrzeuge tagtäglich hier unterwegs sind. Man könnte an dieser Stelle vermuten, dass das Eisen hier einfach auch nur zu heiß ist. Denn all die Vorschläge würden bedeuten, zeitnah tatsächlich Entscheidungen für Vorhaben zu Verkehrslenkung und -reduzierung zu treffen und viel Geld für Planung und Umsetzung in die Hand zu nehmen. Und da sind dann ohnehin andere Ämter im Spiel und so ziehen sich die Jahre dahin…
Überaschenerweise fanden hingegen einige Vorschläge rund um die Sommerfelder Str. auch Zuspruch:
- Umsetzung von Tempo 30 in der Paunsdorfer Straße, Sommerfelder Straße und Engelsdorfer Straße zwischen Bahnhof Paunsdorf und Zuckelhäuser Straße (Stötteritz)
- Ausbau der Grünen Welle in den genannten Straßen
- dauerhafte Geschwindigkeitsmessungen an der Kreuzung Sommerfelder Straße/Zweinaundorfer Straße
In ihrer dazugehörigen Bewertung widerspricht sich nun plötzlich die Stadt selbst, denn auf einmal ist der Ortskern Mölkau als Lärmbrennpunkt in die 3. Fortschreibung des Lärmaktionsplans doch aufgenommen. Nebenbei erwähnt: aufgrund dieser und anderer auftauchender Widersprüche und Fragen wurde die vorgestelte Auswertung vom Ortschaftsrat mit Unterstützung der Initiative pro Mölkau an den für Mölkau betreffenden Punkten kritisiert – Antwort dazu ist allerdings noch offen.
Aber – und damit sind wir wieder beim eigentlichen Ausgangsthema – zum Zeitpunkt dieser Bewertung befindet sich die Kreuzung Sommerfelder Straße/Zweinaundorfer Straße bzgl. der Errichtung einer Geschwindigkeitsüberwachungsanlage unerwarteterweise bereits in einer fortgeschrittenen Prüfphase. Ziel sei hier die Installation einer kombinierten Rotlicht- und Geschwindigkeitsüberwachung, deren Installation noch 2025 abgeschlossen werden solle.
Die Verwaltung hat damit dem Mölkauer Grundtenor aufgegriffen. In einem Interview mit TAG24 sprach die Stadt davon, dass man sich mit der "berechtigten Abhilfeforderung der Bevölkerung auseinandersetzen“ müsse. Leider geschah das mehr oder weniger geräuschlos und im stillen Kämmerlein, denn in die eigentlichen Pläne waren Ortschaftsrat oder Initiative pro Mölkau trotz regem Austausch mit dem Mobilitäts- und Tiefbauamt (MTA) nicht involviert. Somit überrascht die plötzliche Umsetzung, denn schneller als erwartet war das Ergebnis an Ort und Stelle.

Demnach ist es also nicht so, dass die Stadt hier (wie so oft unterstellt wird) nur reine Abzocke betreibt. Das Thema Verkehr mit all seinen Facetten ist letztlich aus unserem Ort selbst ausgelöst worden. Die Stadt hat entsprechend nun gehandelt und eine ihrer stets propagierten „kleinteiligen“ Maßnahmen tatsächlich umgesetzt.
Kritiker schwingen also nicht die Keule nur gegen die Stadt, sondern auch gegen Miteinwohner, die tagtäglich den Zustand auf den Straßen erleben müssen und vom Verkehrsaufkommen unmittelbar betroffen sind. Der Verkehrsflut wird man mit dieser Maßnahme zwar kaum an den Kragen gehen können, aber andererseits: Was ist schon dabei, die Geschwindigkeit einzuhalten und bei Rot zu bremsen? Fuß vom Gas trägt statistisch belegt zu mehr Sicherheit und vor allem zu weniger Lärm und Emissionen bei. Wie überall im Leben ist es doch auch im Verkehr nur von Vorteil, wenn es dort gesittet zugeht – da kann der Blitzer im Zweifel stehen, wo er will. In Italien beispielsweise sind in jedem Durchgangsort gleich mehrere orangefarbige Fotokästen anzutreffen. Wer sich daran hält, hat auch nix zu befürchten.
Wer es stattdessen bevorzugt, doch schneller als erlaubt unterwegs zu sein oder bei Rot die Ampel noch zu passieren, wird Verkehrsüberwachung wohl immer kritisieren und mit Blick auf den drohenden Liebesbrief der Ordnungsbehörde als reine Abzocke empfinden.
Wie auch immer – im Selbstversuch gilt: Ob der Tacho wirklich richtig steht, seht ihr, wenn das Licht angeht!
In diesem Sinne – immer schön lächeln.
Kontakt Ortsvorsteher: klaus-ruprecht@kabelmail.de / 0157 31 67 41 81