Erfahrungen sammelt man meistens zu Fuß!
Monatsgrüße 05/2025
Vor 2 Jahren hat der Verein FUSS e.V. erstmals den Fußverkehrspreis Deutschland ausgelobt. Gesucht sind dafür „Kommunen, die mit innovativen Maßnahmen das Gehen attraktiver machen. Ziel ist es, dass sichere, barrierefreie, attraktive und grüne Wegenetze für Fußgängerinnen und Fußgänger geschaffen werden.“
Einige unter Ihnen, die jetzt gedanklich außerhalb ihrer Straße durch unseren Ort wandeln, würden sich in diesem Moment vielleicht schon freuen, wenn Sie dabei die Worte „innovativ“ und Maßnahmen“ – wenn schon nicht in einem Satz - doch zumindest überhaupt mit Mölkaus Fußwegen in Verbindung bringen könnten.
Seit Jahren versuchen wir gegenüber der Stadt, auf unser Wegenetz im Ort Einfluss zu nehmen, um es eben sicherer, attraktiver und grüner zu gestalten. Da sich die Stadt hier schwertut, gern auch unter Nutzung der eigenen Tatkraft und mittels Vereins- und Sponsorenhilfe.
So konnte manch kleines Projekt wie die Verbindung August-Knaur-Str./Engelsdorfer Str. oder vom Buchenweg zur Schulsporthalle – im Sprachgebrauch der Stadt gern als „kleinteilige Maßnahmen“ bezeichnet – letztlich angeschoben oder gleich direkt selbst umgesetzt werden. Und doch fehlen vielerorts ordentliche Fuß- und Radwege, obwohl mancher Bereich sogar als „Sicherer Schulweg“ (Bsp. Zweinaundorfer Straße zwischen Gottschalkstraße und Ortsausgang Mölkau) deklariert ist.
Auszeichnungen derer Art liegen da wohl in weiter Ferne…
Leipzigs Strategie rund um den Fußverkehr ist aus Sicht des Fachverbandes Fußverkehr Deutschland allerdings doch besonders lobenswert und wurde jüngst daher ausgezeichnet. Zusammen mit dem Präsidenten des Deutschen Städtetags verlieh man daher unserer Stadt den Fußverkehrspreis Deutschland 2025.
Der Fußverkehrsverantwortliche der Stadt Leipzig, Friedemann Goerl – auch schon Gast im Ortschaftsrat Mölkau aufgrund der unbefriedigenden Zustände hier in seinem Sachgebiet gewesen – nahm den Preis in Karlsruhe entgegen. Die Bemühungen, den Fußverkehr sicherer und barrierefreier zu gestalten, haben demnach einen fast ehrfürchtigen Charakter, der für andere Kommunen wohl nachahmenswert wäre.
Dabei hat Leipzig lt. eigener Aussage kein goldenes Leuchtturmprojekt als solches eingereicht, „sondern den Fokus auf die vielen kleinen Dinge gelegt, die man an jeder Ecke findet. Die Idee ist, durch schnell umzusetzende Maßnahmen stadtweite Problemstellen für den Fußverkehr zu lösen“.
Da haben wir sie also wieder – unsere kleinteiligen Maßnahmen. Und doch, wenn Sie die Berichte aus dem Ortschaftsrat Mölkau zuweilen verfolgen – gibt es irgendwie immer einen Grund, diesen auf unserem Terrain nicht stattzugeben. Mal fehlen die Mittel, mal die Kartenverzeichnisse, so manches Mal die Zuständigkeit oder gar der Wille, die Archive zu durchforsten. Nicht zu vergessen die Vorschriften und Regelungen, ohne die ein Weg kein Weg und die Benutzung ohnehin ein Risiko wäre. So fragt man sich durchaus, worin das Problem liegt, alte Pfade durch unsere grüne Flur (z.B. „Koppelweg“ zwischen Schulstraße und Stadtgut) zu reaktivieren oder relativ kostengünstige Zebrastreifen dort anzulegen, wo derzeit nur Querungsinseln den Übergang der vielbefahrenen Zweinaundorfer oder Paunsdorfer Str. einigermaßen sicher ermöglichen. Denn im Unterschied zu diesen muss der Autoverkehr dort anhalten, wenn Fußgänger warten. Wenn momentan der Verkehr mit oft mehr als 50km/h an den Inseln vorbeidonnert und sich weder Autofahrer noch Kinder gegenseitig wegen den ungünstig platzierten Verkehrsschildern davor nicht sehen können, kann von Sicherheit definitiv keine Rede sein.
Auch in der öffentlichen Vorstellung der „Ortschaftsstrategie – Ideen für die Entwicklung Mölkaus“ Ende März im ehem. Gemeindeamt, zu der das Stadtplanungsamt lud, gab es nicht umsonst zahlreiche weitere Vorschläge zum Wegenetz. Die Gestaltung unserer Ortschaft soll aus Sicht der Einwohner auch hier konkrete und zielführende Formen annehmen.
Daher ist es zwar löblich, dass die für den Fußverkehrspreis u.a. zugrunde liegenden Poller im Kreuzungsbereich der Bernhard-Göhring-Str. für eine bessere Sicht sorgen – ausruhen darf man sich als Stadt keinesfalls und muss auch in den Randlagen ernsthaft schauen, was (möglichst unkompliziert) geht. Da hilft durchaus, wenn man als Fußverkehrsbeauftragter zur Not ein zweites Mal nach Mölkau kommt, um gemeinsam mit dem Ortsvorsteher eine ganz individuelle Heimatkundestunde abzuhalten. Das weitet den Blick aus Richtung Innenstadt. Getreu dem Motto: Erfahrungen sammelt man meistens zu Fuß.
AWo
Kontakt Ortsvorsteher: klaus-ruprecht@kabelmail.de / 0157 31 67 41 81