In den Akten verschwinden die Fakten. Zumindest die nackten.


Monatsgrüße 07/2025

Das könnten wohl einst die Akteure gedacht haben, die aufgrund der Eingemeindung Mölkaus 1999 sämtliche Akten und Archivbestände der bis dato selbstständigen Gemeindeverwaltung in Empfang nahmen. Anders ist es kaum zu erklären, dass seither all das Papier nie gesichtet, katalogisiert, digitalisiert und – das wäre ein Extra-Bienchen wert gewesen – deren Inhalt für zukünftige Planungsvorhaben als grundlegende Richtung zur Wiedervorlage sortiert wurde.

Stattdessen schlummerte alles Jahrzehnte im Dunkeln - ungeachtet fern jeglichen Kontaktes zur Außenwelt. Der Eindruck entsteht, die Stadtverwaltung hatte nie ernsthaftes Interesse, mit dem Zugewinn an Fläche das bis dahin erreichte Handeln und Planen auf diesen neuen Gebieten zu berücksichtigen oder gar in Teilen fortzuführen. Geschweige denn, in die Historie der neuen städtischen Randlagen einzutauchen und für zukünftiges Gestalten einzubeziehen. Vielmehr scheint, als sei das Abschöpfen der Steuereinnahmen aus Gewerbe und Handwerk, verbunden mit dem Gewinn an neuer Bau-, Wohn- und Investitionsfläche für die zu eng gewordene Kernstadt das alleinige Ziel gewesen. Im Finanzamt würde man an dieser Stelle dann von Gewinnerzielungsabsicht sprechen…


Wir brauchen uns also gar nicht wundern, warum wir als Ortschaftsrat permanent und wiederholt gegenüber der Verwaltung den Erklär-Bär spielen, seit Jahren immer gleichlautende Anträge stellen oder auf aus unserer Sicht Probleme, Fehlentwicklungen und nichtbeachtete Konzepte den Finger zeigen. Aus den alten Akten könnte man so manches über Beschlüsse und Vorhaben erfahren, die unsere damalige Gemeindeverwaltung erarbeitet hatte – getreu dem Motto: es war ja nicht alles schlecht. Hierzu hatten wir ja auch schon auf die 1996 vom Gemeinderat Mölkau herausgegebenen „Leitlinien zur künftigen Entwicklung Mölkaus“ verwiesen, wo viele heute wieder aktuelle Themen bereits Einzug fanden.


Nun reihen sich die zahlreichen Mölkauer Aktenkartons wenigstens fein säuberlich auf mehr als 50 laufenden neuen Regalmetern im Neuen Stadtarchiv an der Alten Messe – natürlich weiterhin ungeöffnet und ungelesen – neben die der anderen eingemeindeten Ortschaften.

Damit wäre die Geschichte um die Geschichte und Geschicke unseres Ortes schon wieder zu Ende. Denn wer glaubt, jetzt würde man die Baumwollhandschuh überstreifen und sich mit der Lupe in der Hand an die Aufarbeitung wagen, ist leider fehlgeleitet - so wichtig ist das Ganze zumindest für die Stadt dann doch wieder nicht. Außerdem gibt es ein Argument dagegen, was immer greift: Kosten, Kosten, Kosten!

Ein Vorschlag unseres Ortsvorstehers während einer Besichtigung des städtischen Gedächtnisses mit seinen 13 Amtskollegen traf jedoch bei der Archivleitung auf offene Ohren: Freiwillige Helfer könnten sich der Sache annehmen und den Mölkauer Archivinhalt inhaltlich auflisten und dokumentieren. Natürlich unentgeltlich, schließlich muss ja die Stadt schon einen Mitarbeiter bezahlen, der diese Arbeit beaufsichtigt und dafür Sorge trägt, dass nichts dabei womöglich abhandenkommt.


Unter uns gesprochen: es handelt sich also um einen Job, den eigentlich vor 25 Jahren andere hätten gleich bei der Übernahme anhand bestimmter Archivkriterien erledigen

sollen. Weil es im ureigenen Interesse der Stadt hätte liegen müssen, die Historie seiner damals neuen Teilrepubliken zu kennen und Handlungen für später daraus abzuleiten. WIR baden also wieder selbst die nicht durch uns verursachte Misere aus, damit WIR in Zukunft vielleicht davon auch profitieren können.

Interessierte Bürger, die sich für diese Aufgabe angesprochen fühlen, melden sich bitte beim Ortsvorsteher.


Ansonsten gilt: Akten, die nicht bearbeitet werden, haben eine stabile Seitenlage!


In diesem Sinne – kommen Sie gut durch den Sommer.


AWo

Kontakt Ortsvorsteher: klaus-ruprecht@kabelmail.de   /   0157 31 67 41 81