Überall gibt‘s Grenzen. Auch beim Müll!


Monatsgrüße 10/2025

Müll ist immer und überall. Diese Aussage trifft wohl nicht nur beim Gedanken an überfüllte Abfalltonnen oder diverse Hinterlassenschaften in der heimischen Umwelt zu. Selbst beim Blick in das TV-Programm, der Tageszeitung oder in den Einzelhandel könnte man bisweilen wohlwollend ihr zustimmen.

Und während einerseits die Berge an Müll hier wie da wachsen, gibt es andererseits Bestrebungen, diese wiederum zu beseitigen. Zumindest für den Müll im eigentlichen Sinne trifft das zu – bei allem anderen ist sicher Zweifel angesagt.


Wie gut, dass es hier in Leipzig die Stadtreinigung gibt, die sich dieser Aufgabe stellt. Eine Arbeit mit Zukunft, denn trotz täglichen Entleerungstouren durch die Straßen unserer Stadt wird diese Notwendigkeit niemals ein Ende haben. Ergänzend dazu unterhält die Stadtreinigung ein dichtes Netz an Wertstoffhöfen für alles, was aufgrund Zusammensetzung und Volumen keinem „normalen“ Hausmüll zuzuordnen ist: Sperrmüll, Grünschnitt, kleinere Mengen Bauschutt oder Alt-Lacke und -öle. Und das wohlgemerkt kostenfrei bzw. gegen Kauf von preislich kaum nennenswerten Abgabe-Marken. Ein bequemer Luxus, bei dem Leipzig deutschlandweit eine Vorreiterrolle einnimmt. Das ist keinesfalls als Selbstverständlichkeit abzutun, denn ordentliche Müllentsorgung kostet richtig viel Geld und belastet die Haushalte der Kommunen. Hinzu kommen dann auch noch die Beseitigungskosten für illegal abgelegten Müll, wie er regelmäßig auch an neuralgischen Punkten hier im Ort zu finden ist. (Hier stellt sich ohnehin die Frage, warum man – einmal im Kofferraum drin – nicht direkt die Sammelstellen werktags zwischen 10 und 18 Uhr ansteuert, statt im Schutz der Dunkelheit sich wie ein Verbrecher zu benehmen. An dieser Stelle gehen freundliche Grüße u.a. an den Bewohner im Buchenweg, der zuverlässig jedes Jahr seine Balkonkästen im Buschwerk am Verbindungsweg zur Schulsporthalle entsorgt oder an den Grundstückseigentümer, der gern den Randstreifen zur Kuhweide am Quittenweg/Haselnussweg als persönliche Grünschnittdeponie nutzt.)


Wer sich an die Probleme in Süditalien vor einigen Jahren erinnert, als der Müll nicht mehr abgeholt wurde und sich über Wochen in den Straßen türmte, erkennt schnell den hohen Stellenwert einer gutfunktionierenden Müllabfuhr.

In letzter Zeit allerdings zweifeln Anwohner einiger Mölkauer Straßen, ob diese wirklich so funktioniert. Wiederholt blieben ihre Tonnen plötzlich und scheinbar grundlos voll stehen, weil kein Entsorgungsfahrzeug ihre Straße passierte.

Auf Nachfragen erfuhren sie dann, dass die Straßenbreite für eine Durchfahrt nicht ausreicht(e) und die Tonnen nun mehr durch die Anwohner selbst von ihren Grundstücken bis zur nächsten befahrbaren Straße gebracht werden müssen. Klingt in gewisser Weise nachvollziehbar, nur hat sich an der örtlichen Gegebenheit mit den parkenden Autos gar nichts verändert.


Was ist also geschehen?


Die aktuelle Abfallwirtschaftssatzung Leipzigs gibt wenig Auskunft darüber, was man unter der Definition der „befahrbaren Straße“ versteht. Im Zweifel gilt aus Anwohnersicht also die Formel: wo ein Speditions-LKW langfährt, passt auch die Müllabfuhr durch. „Jein“, sagt die Stadtreinigung. Denn während sich so mancher Anlieferer – die volle Fracht und Termindruck im Nacken – notfalls unter Benutzung des Fußweges überall durchmanövriert, beansprucht die Stadtreinigung trotz gleicher LKW-Breite per se schon einmal deutlich mehr Platz. Der Schalk in Ihrem Nacken hört in diesem Fall nämlich auf den Namen Berufsgenossenschaft. Als Träger der gesetzlichen Unfallversicherung in Deutschland und u.a. zuständig für Arbeitsunfälle sowie deren Leistungserbringung im Schadensfall pocht sie daher auf deutlich größere Abstände, die quasi schon in den Bereich der Unfall-Prävention fallen.  Man könnte also sagen: Je größer die definierte Sicherheits-Pufferzone um das Fahrzeug, desto geringer die Chance auf Ärger, aber leider auch auf Entleerung der Tonne (insbesondere bei schmalen Straßen).

Parkende Autos und grundstücksüberragende Büsche oder Bäume sind, abgesehen von Baustellen, letztlich der Corpus delicti schlecht hin. Im Laufe der Jahre wächst eben alles ein wenig über sich hinaus und führt kein Stillleben. Das gilt nicht nur für die Natur. Der Trend zu immer größeren und damit auch breiteren PKW ist ungebrochen stark. Während man früher mal eben ins Parkhaus eingeschwebt ist, muss man heute schon ganz schön kurbeln, um ohne Schrammen rein- und wieder rauszukommen. Allmählich passen alte Standards nicht mehr, sei es Parkbuchtgröße oder beanspruchte Straßenbreite. Die Innovation setzt uns also am Ende Grenzen. Und wenn es nur die Abholung der Mülltonne ist.

Mit der Zunahme von integrierten Fahrassistenzsystemen wird sich diese Situation vermutlich sogar noch verstärken. Sensoren sind eben doch genauer als manch zugedrücktes Fahrerauge und lassen das Fahrzeug bei „unzulässigen“ Durchfahrtsversuchen wo möglich mal eben selbständig blockieren. Schöne neue Welt…

Somit kommt, was kommen muss: des Deutschen liebstes Kind muss weg. Zumindest an Tagen, wo die Müllabfuhr kommt. Während andere Städte beispielhaft vorangehen und auf dauerhaften Schildern ein temporäres Parkverbot zu Gunsten der Stadtreinigung ausweisen, tut sich Leipzig schwer - Stichwort Ausnahmegenehmigungen, die irgendeine übergeordnete Oberbehörde der jeweiligen Kommunalbehörde innerhalb ihres Straßennetzes erteilen könnte, müsste, sollte. Vielleicht scheut man aber auch den Schilderwald und dessen Kosten, die anfallen, wenn sich Einer mal hinsetzt und einen Plan zum Plan entwirft. Irgendwo sind halt Grenzen…

Das gilt somit auch für flächendeckende, mitunter farblich unterschiedenen Park- und Halte-Markierungen, wie in manchen europäischen Nachbarländern anzutreffen.  Zu viel Farbe auf dem Leipziger Asphalt schadet dann doch - schließlich haben wir ja schon Fahrradstreifen…



Zurück zur eigentlichen Müllfrage: Was ist nun die Lösung, wenn uns die Abfuhr eine Abfuhr erteilt?


Eine Kontaktaufnahme der betroffenen Anwohner mit der Stadtreinigung ist in jedem Fall die erste Wahl, da eine aktive Information bei Zufahrtsproblemen an der Haustür durch die Mitarbeiter selbst allein schon aus Zeitgründen nicht erfolgt. Spätestens danach werden die Anwohner vor die Wahl gestellt, entweder die Befahrbarkeit ihrer Straße zu gewährleisten oder eine Spazierfahrt mit der eigenen vollen Tonne bis zum nächsten anfahrbaren Sammelplatz zu unternehmen. Bei langen schmalen Straßen wird es wohl ein aussichtsloses Unterfangen sein, alle parkenden Autos am Tag der Leerung verschwinden zu lassen. Auch wenn diese Not das kommunikative Miteinander unter den Nachbarn sicher fördert, geht spätestens dann die Rechnung nicht auf, wenn sich unter allen betroffenen Fahrzeugen ein fremdes tummelt. Ortsfremde, egal ob Patient der Arztpraxis gegenüber oder Mitarbeiter von Davaso, leben ja schließlich nicht nach irgendeinem Abfallkalender. Daher bleibt dann nur noch die Variante „Sammelplatz“, die jedoch für ältere oder eingeschränkte Anwohner die denkbar ungünstigste sein dürfte. Kein Wunder also, dass das Thema in der letzten OR-Sitzung für ausgiebige Diskussionen sorgte. Vorausgegangen waren einige Anwohnerbeschwerden zur Entleerung, weshalb der Ortschaftsrat die Betriebsleitung der Stadtreinigung eingeladen hatte. Diese ist über den Zustand ebenfalls unzufrieden und wünschte sich mit Blick auf Parkverbote oder Beschilderung mehr Unterstützung durch die Stadtverwaltung. Das Regelkorsett „Straßenreinigungssatzung“ ist ansonsten relativ eng gezurrt und klar definiert: Kommt das Auto nicht zur Tonne, gilt der umgekehrte Weg. Dem alternativen Ruf nach kleineren Fahrzeugen erteilt die Stadtreinigung aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten indes eine Absage. Ihre Ladekapazität beträgt Im Vergleich zu den gängigen Großfahrzeugen gerade einmal ein Fünftel und würde im Falle einer Anschaffung nicht nur die Müllgebühren ansteigen lassen, sondern auch das Verkehrsaufkommen erhöhen.

Mindestens eine Mitwirkungspflicht hätte aus Sicht von Anwohnern der Eigenbetrieb der Stadt allerdings: entleerte Tonnen sollten an den Sammelplätzen so zurückgestellt werden, dass Fußwege nicht komplett versperrt sind. 20 oder mehr Tonnen, wie in der Vergangenheit an der Zweinaundorfer/Ecke Sophie-Scholl-Str. aufgrund einer Baustelle dort im Verband anzutreffen waren, brauchen natürlich Platz. Aber auch hier gilt:


Es gibt Grenzen - auch beim Müll!


AWo

Kontakt Ortsvorsteher: klaus-ruprecht@kabelmail.de   /   0157 31 67 41 81