Mobilität ganz neu definiert
Monatsgrüße 11/2025
Es gibt neue Entwicklungen zum Thema Verkehr. Nein, es handelt sich dabei nicht um das, was sie jetzt an dieser Stelle sicher vermuten (Stichwort „Verkehrsflut in und durch Mölkau“). Baubürgermeister Thomas Dienberg verspricht ein entspannteres und abgasärmeres Fahren in der Stadt. Glauben Sie nicht? Dann zücken Sie doch mal ihr Smartphone und suchen im Play- oder Applestore nach „tafficpilot“. Was Sie als Ergebnis erhalten, ist das neueste Projekt innerhalb der Mobilitätsstrategie 2030 der Stadt Leipzig.
Trafficpilot ist eine Ampelassistenz-App, um unnötige Stopps zu vermeiden. Sie informiert auf dem Weg durch unsere Straßen, wann die nächste Ampel auf Grün springt. Dabei sollen die Positionsdaten des Nutzers mit den hinterlegten Schaltzeiten der Ampeln abgeglichen und Geschwindigkeitsempfehlungen abgegeben werden. Radfahrer können dadurch – so die Kernaussage der Stadt - den Kraftaufwand beim Fahren anpassen und Autofahrer starke Brems- oder Beschleunigungsmanöver vermeiden. Neben Entspannung käme man zudem in den Genuss von weniger Kraftstoffverbrauch und Schadstoffemission.
Begründet wird dieser städtische Entwicklungssprung mit dem Wunsch viele Einwohner nach einem flüssigen Fortkommen im Verkehr, der sog. Grünen Welle. „Dank der App können Menschen, die mit dem Auto oder dem Rad unterwegs sind, immer genau sehen, bei welcher Geschwindigkeit sie [diese] am besten erwischen“, so Dienberg.
Im Kampf gegen verstopfte Straßen könnte man meinen, Erfindungsreichtum ist ein hohes und nicht zu unterschätzendes Gut im Rathaus: grüne, in Teilen verwaiste Fahrradstreifen auf Hauptmagistralen bei gleichzeitiger Reduzierung der Fahrspuren, kombiniert mit einem ungünstig getakteten und aufeinander abgestimmten sowie dem deutschlandweit teuerstem ÖPNV, ergänzt durch den Rückbau aller Haltenischen an Bushaltestellen und zum Nachtisch: zu viele Baustellen gleichzeitig - mitunter auch noch auf Umleitungsstrecken …
Die Liste einer Verkehrsplanung, die Mobilität offenbar ganz neu definiert, ist lang. Die daraus resultierenden Verstopfungen sind auf unseren Straßen überall sichtbar, mit scheinbarer Ausnahme der eigenen Blickbereiche von Neuem und Technischem Rathaus.
Symptome regelmäßig zu analysieren wäre eine Maßnahme, um Ursachen an der Wurzel zu packen. Alles andere ist eher dem Bereich Doktern zuzuordnen. Dass in Zeiten klammer Haushalte mehr als 220T Euro für ein derartiges Projekt durchgewunken werden, dürfte bei so manchem schon Kopfschütteln hervorrufen. Vielleicht hätte man auch einfach ein paar Türen weiter zu den Fachleuten der Verkehrsleittechnik gehen müssen, um mit dem Wissen um den Leipziger Bürgerwunsch nach einer grünen Welle eine Analyse der Schaltphasen anzuregen und ggfs. als Zusatzaufgabe eine Verbesserung herbeizuführen. Wie so oft lag es dann wohl aber wieder daran, dass der eine mit dem anderen nicht kann, der sowieso nur die Aushilfe für die krankgewordene Elternzeitvertretung ist und im Zweifel eh dafür nicht zuständig ist.
Somit bleibt also am Ende alles wie bisher, nur, dass ab sofort eben beispielsweise Radfahrer – ohnehin meist kopfhörerblockiert- nun auch noch durch den permanenten Blick auf die neue Ampel-App abgelenkt werden, aber dafür wenigstens ohne Kraftanstrengung entspannt durch verstopfte Straßen manövrieren.
In diesem Sinne: allzeit gute Fahrt für alle
Kontakt Ortsvorsteher: klaus-ruprecht@kabelmail.de / 0157 31 67 41 81


